Die Kurtaxe ist an der deutschen Nordseeküste schon immer Stein des Anstoßes und öffentliches Ärgernis Nummer 1 gewesen. Wofür man sie bisher kassiert hat, und das nicht zu knapp, ist umstritten. Der Touristikdirektor des (kurtaxfreien) Ostseebades Damp sagt dazu: “Angeblich für die Pflege von Strand und Kur-Anlagen. Aber wo das Geld wirklich bleibt, weiß keiner. Wahrscheinlich in der Verwaltung.” Und: “Die Kurtaxe muss bundesweit weg. Aber ganz schnell. Das ist längst überfällig.”
Dann müsste man auf Norderney allerdings auch auf die Kurmusik verzichten. Angeblich gibt das Staatsbad allein dafür 260.000 Euro im Jahr aus. Ginge es nicht auch etwas billiger?
1997 wurde die NorderneyCard eingeführt. Dieses Plastikkärtchen erspart dem Kurgast nunmehr “zeitraubendes Anstehen” und “Stress des Schlangestehens” sowie “lästige Kontrollen” und sorgt dafür, dass er für die gesamte Dauer seines Aufenthalts seine Kurtaxe entrichtet, und zwar nach folgendem Schlüssel: Die NorderneyCard ist gleichzeitig das in Norddeich gekaufte Fährticket. Passagieren, die eine Fahrkarte der DB besitzen, händigt man bei Ankunft auf der Insel die NorderneyCard aus. Beim Verlassen der Fähre wird das Kärtchen vom Personal kontrolliert und aktiviert. Das heißt,es wird jetzt zur Kurkarte, und man kann mit der NorderneyCard unter anderem vergünstigt den innerstädtischen Busringverkehr benutzen (die Fahrt vom Hafen ausgeschlossen), und im Erlebnisbad Badehaus baden.
Bei Tagesgästen ist die Kurtaxe bereits im Fährpreis enthalten. Alle anderen bezahlen sie an Automaten oder Service-Stellen, die über das Stadtgebiet verteilt sind. Wenn man das versäumt, wird man beim Verlassen der Insel am Fährterminal zur Kasse gebeten, denn die Karte ist ja auch das Retourticket.
Deshalb kommt es an der Fähre immer wieder zu stressigen Situationen und zu erheblichen Anballungen (d. h. zeitraubendes Schlangestehen), weil viele Leute die Sache nicht verstanden haben und nachzahlen müssen. Manchmal sind ein paar Unglücksraben dabei, deren Urlaubskassenniveau Normalnull erreicht hat, und dann wird es besonders stressig.
Wer schon für den gesamten Aufenthalt einen Automaten gefüttert hat, aber früher abreisen muss, erhält den Differenzbetrag an jeder Service-Stelle problemlos zurück. Dort kann man sein Kärtchen auch so programmieren lassen, dass man es als Souvenir behalten darf. Das kostet zwar, aber dafür hat man auch ein hübsches Stückchen Plastik, um das sich Sammler bestimmt bald reißen werden (Karten ohne diese elektronische Prägung werden bei der Rückreise eingezogen).
Und mehr noch: Wer Namen und Adresse bei einer Service-Stelle hinterlässt, nimmt an einer monatlichen Verlosung “toller Gewinne” (Norderney-Uhr …) teil! Quittungen aufheben, für den Fall eines Kartenverlustes! Die Karte kann auch im Voraus von der Kurverwaltung (Postfach 1355, 26535 Norderney oder unter www.norderney.de) bestellt werden. Ein Antragsformular liegt auch im Gastgeberverzeichnis.
Die Touristinformation mit NorderneyCardServicestelle, Veranstaltungsservice und Zimmervermittlung befindet sich im neu gestalteten Conversationshaus, vormals Kurhaus. Es gibt hier auch einen Internetanschluss, ein Café und Geschäfte. Das Conversationshaus war 2008 unter großem Aufwand aus dem alten Kurhaus hervorgegangen und widerspiegelt heute die klassische Begegnungsstätte von 1837. Da sich die Touristinformation in ihm befindet, wird man mit dieser Begegnungsstätte schnell Bekanntschaft schließen und sich wie zu Kaisers Zeiten fühlen.