Der Gedanke, eine Reise an die See einzig aus Gründen der Gesundheit zu unternehmen, kam um die Mitte des 18. Jahrhunderts in England auf (Thalassotherapie – abgeleitet aus den griechischen Begriffen für Meer und Behandlung). Im 19. Jahrhundert griffen auch in Deutschland viele Ärzte den Seebadgedanken auf. Auf Norderney begann man ab 1797 mit dem Aufbau des ersten Heilbades an der deutschen Nordseeküste.
Die heilende Wirkung des Meeres zu nutzen hat eine lange Tradition auf Nordemey, wo heute mit dem Badehaus das größte Thalassohaus Deutschlands besteht. Die Insel erhielt im Jahr 2010 den Sonderpreis Gesundheitstourismus des Deutschen Tourismusverbandes. Gesund ist vor allem die salz- und jodhaltige Seeluft, die annähernd unbelastet von Abgasen jeglicher Art und fast ständig von Wind bewegt ist. Das saubere Meerwasser und die durch die Weite des Horizonts intensiv nutzbare UV-Strahlung sind weitere gesundheitsfördernde Faktoren. Die unmittelbare Meernähe sorgt für konstante Luftfeuchtigkeit. Bedingt durch die Auswirkungen des Golfstroms sowie die wärmespeichernden Eigenschaften des Wassers verspäten sich Frühling und Herbst um etwa drei Wochen.
Deshalb kommen extreme Temperaturschwankungen unter diesen Voraussetzungen kaum zustande. Die Klimaveränderung bemerkt der Gast sehr schnell. Die Aktivierung des Stoffwechsels äußert sich während der ersten Aufenthaltstage meist durch eine leichte Müdigkeit des Körpers. Bald jedoch bestätigt eine verbesserte Konstitution den einsetzenden Erholungseffekt.
Das reichhaltige Norderneyer Kurangebot lässt sich ganzjährig wahrnehmen. Für spezielle Beschwerden versprechen jedoch bestimmte Jahreszeiten gezielt Linderung. Das Frühjahr ist mit gleichmäßiger und intensiver Sonnenbestrahlung besonders für die Bekämpfung von Erkältungen und chronischen Atemwegserkrankungen geeignet. Im Sommer therapiert man optimal Haut- und Atemwegsbeschwerden. Zur Behandlung von Herz- und Kreislaufbeschwerden eignet sich der Herbst hervorragend, der Winter bietet ideale Bedingungen zum Auskurieren fast aller Kinderkrankheiten.
Bei folgenden Krankheiten verspricht eine Kur auf Norderney Aussicht auf Besserung und Heilung: Erkrankungen der Atemwege wie unspezifische Erkrankungen der oberen und unteren Luftwege, z.B. chronische Katarrhe der Nase, der Nebenhöhlen, des Kehlkopfes, chronische Bronchitis, Lungenemphysem. vegetative Störungen wie Herz-und Kreislaufstörungen, Schlaflosigkeit, körperliche und seelische Erschöpfungszustände. Allergische Erkrankungen wie Asthma bronchiale, Heuschnupfen, chronische allergische Ekzeme. Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises wie Gelenkverschleiß, Verschleiß im Bereich der ‘Wirbelsäule.
Erkrankungen und Entwicklungsstörungen im Kindesalter wie Bindegewebs- und Haltungsschwächen,
körperliche und seelische Reifestörungen.
Hormonelle- und Stoffivechselstörungen wie Unterfunktion der Schilddrüse und der Geschlechtsdrüsen, Fettsucht, Diabetis mellitus.
Chronische Hautleiden wie Neurodermitis, Schuppenflechte, Akne, Ekzeme.
Menopausensyndrom. verzögerte Rekonvaleszenz nach schweren Operationen und Erkrankungen.
So gesund das Reizklima an der Nordsee in der Regel auch ist, gibt es doch einige Krankheiten, die einen Aufenthalt auf Norderney nicht sinnvoll erscheinen lassen. Eine solche Gegenanzeige besteht bei:
dekompensierten Herz- und Kreislauferkrankungen,
aktiver Lungentuberkulose,
akuten rheumatischen Erkrankungen,
akuten entzündlichen Erkrankungen,
nicht ausreichend eingestellter sowie dekompensierter Schilddrüsenfunktionsstörung.
Der Aufenthalt auf Norderney ist bereits ein Kurangebot an sich. Wer bei einem Spaziergang im Bereich der Brandungszone die aerosolhaltige Luft einatmet, barfuß durch den Schlick watet und bewusst die Ruhe genießt, hat schon viel für seine Gesundheit getan. Das bedeutet jedoch beileibe nicht, dass sich das Norderneyer Kurangebot auf die natürlich vorhandenen Gegebenheiten beschränkt. Neben ortsgebundenen Heilmitteln wie den Naturschlick-Packungen und -bädern, Meerwasserbädern und Meerwasserinhalationen erhält man Heil- und Unterwassermassagen. Therapeutische Maßnahmen wie Sole- und Lichtbehandlungen, Bewegungsübungen in Meeressole, Rückenschule, Atemtherapie, aber auch Kneipp’sche Anwendungen, Inhalationen und Drainagen unterstützen die Kur.